Zurück auf normal

Das wird noch einige Zeit dauern und wir denken über Fragen nach, die manchem längst beantwortet schienen. Wirtschaftswachstum schien lange der entscheidende Weg zu einem besseren Leben. Doch der Erhalt einer lebenswerten Umwelt setzt immer größeren Produktionsmengen Grenzen. Für entsprechende Entscheidungen glaubten wir viel Zeit zu haben. Aber plötzlich musste und muss zur Minderung der Ausbreitungsgeschwindigkeit des Virus ungewohnt schnell entschieden werden.

Schnell hat sich die Bewertung geändert, wer die Leistungsträger sind, bei denen nicht mit Geld und Sicherheit gespart werden darf. Privatisierung und freier Wettbewerb von Daseinsvorsorge erweisen sich nicht nur im Gesundheitswesen als problematisch.

Die Gewährung von Hilfen zum Lebensunterhalt war bisher mit hohen Auflagen und Sanktionen verbunden. Die notwendigen schnellen finanzielle Zuwendungen für viele Menschen, die plötzlich und offenbar unverschuldet ihre Erwerbsgrundlage verloren, erfolgt nun weitgehend unbürokratisch.

Die gemeinschaftliche Kinderbetreuung ist nicht nur Unterstützung für Familien und entscheidender Erfahrungsbereich des Zusammenlebens, sie erweist sich als dringend für die Funktionsfähigkeit vieler Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.

Gerade bestimmen die gemeinschaftlichen Anstrengungen zum Schutz des Lebens mehr die politischen Entscheidungen als das unbedingte Streben nach Wachstum von Profiten.

Ein Zurück zur Normalität sollte nicht zum Denken und Entscheiden von Gestern führen.

Heinz Pingel